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Zur Geschichte unseres DorfesBiorzuna – Bertune – Birten

Wappen von Birten

Zu den wohl ältesten Streusiedlungen der Kelten am Niederrhein gehört unser heutiges Dorf Birten, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann.

Vor ungefähr 3.000 Jahren kamen Kundschafter aus dem von griechischer Kultur beeinflussten Mittelmeerraum stromabwärts des Rheins bis an die Lippe-Mündung. Dort fanden sie ein von Kelten besiedeltes Gebiet vor und nannten es Biorzuna (belebtes Gebiet).

Damals floss der der Hauptstrom des Rheins von Kaiserswerth über Bockum, Niep, Rheurdt, Alpsray, Drüpt, Menzelen durch den Pollgraben nach Bislich. Die Lippe-Mündung lag auf der Bislicher Insel, nördlich von Maasmanswardterhof. Der Mündung gegenüber lag der Kernpunkt der Siedlung. Von hier aus führten sechs Wege ins Hinterland, die mit Ringstraßen quer verbunden waren. In diesem Wegenetz waren die Hüfen der ackerbautreibenden Siedler eingebettet, im Marschland und auf den Geesten. Schiffer und Treidler sorgten für die Verbindung mit der Außenwelt auf dem Rhein als Hauptverkehrsweg.


Die Germanen am Rhein
Um 500 vor Christi Geburt begann die Wanderung der Germanen von Ost nach West. Die Bataver siedelten sich unterhalb Rees an. Aus dem Lüneburger Raum kamen die Menapier die Lippe abwärts an den Rhein. Ein Teil siedelte sich hier an, das Gros zog weiter bis nach Flandern. Nach ihrer Sprache wurde aus Biorzuna – Bertune. Von den Wegen, die von der Lippe-Mündung ins Hinterland führten, wurde einer zur Fernstraße. Die Menapier überwanden die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas bis nach Arcen an der Maas.

Die erste Römerstraße der Schwansche Weg
Um etwa 40 vor Christi Geburt kamen die ersten Römer in das hiesige Gebiet. Ihre erste Straße war die heutige B 57 in Menzelen mit einer gradlinigen Trasse auf die Hochebene „Castra Vetera“, heutiger Fürstenberg, zu. Von Menzelen bis zum Schwanfeld durchschnitt sie quer das Siedlungsgebiet. Vom Schwanfeld aus führte die Trasse über den Pontweg am Alten Rhein neben „Haus Lau“ zur Hochebene, dann weiter mit Neigung nach Westen über Bollerbrück zum „Kahlen Plack“, der nördlichen Kuppe der Hees. Von hier aus hatten die Römer eine gute Übersicht über das Vorgelände gegenüber dem Land der Bataver.


Die zweite Römerstraße Alter Weg – Hohler Weg
Die erste Straße wurde durch die Bataver zerstört und damit die Nachschubverbindungen der Römer unterbrochen. Nach kurzem Kampf behielten die Römer jedoch wieder die Oberhand. Sie bauten eine bogenförmige Umgehungsstraße vom Schwanfeld neben dem Amphitheater bis zum Kreuzungspunkt der beiden anderen Straßen bei „Castra Vetera“ und weiter in Richtung Xanten, wo sie ihre Siedlung „Trajana“ gründeten.

Wappen
Blasonierung: In Rot eine achtstrahlige goldene (gelbe) Lilienhaspel; darüber ein silberner (weißer) Schlüssel mit dem Bart rechts oben. Das Wappen wurde am 11. Dezember 1962 vom Regierungspräsidenten in Düsseldorf genehmigt.
Bedeutung: Das Wappen basiert auf ein altes Siegel Birtens aus dem 15. Jahrhundert. Die Lilienhaspel steht für die Zugehörigkeit zum Herzogtum Kleve und der Schlüssel erinnert an den hl. St. Peter, dem Schutzpatron des Ortes


Die Folgezeit

Um 400 nach Christus neigte sich die römische Herrschaft dem Ende zu. Franken, Normannen, die Völkerwanderung, Plünderungen und Zerstörung sowie Verlagerungen des Rheinstromes zwangen die Bewohner des Birtener Gebietes insgesamt fünf Mal neu anzufangen. heute liegt Birten etwa zwei Kilometer von seiner ursprünglichen Lage entfernt, durch den neuen rheinfernen Deich hoffentlich hochwassergeschützt.

Zu einer Besiedlung des Gebiets des heutigen Birtens kam es erstmals im 5. Jahrhundert nach dem Untergang des weströmischen Reiches, als sich Franken abseits der ehemals römischen Niederlassungen ansiedelten. Diese erste Siedlung wurde „Bertunense“, später auch „Beurtina“ oder „Bertuna“, genannt. Hieraus entwickelte sich der heutige Ortsname Birten. Eine erste urkundliche Erwähnung Birtens stammt vom Bischof Gregor von Tours. Dieser berichtet über Bischof Everigisil von Köln, der um 590 n. Chr. eine Kapelle bei Bertunense zu einer Kirche erweitern ließ. Da diese Kirche in Birten archäologisch nicht nachweisbar ist, scheint eine Errichtung über dem Friedhof der Colonia Ulpia Traiana und somit im heutigen Xanten wahrscheinlich, wo eine solche bereits für das 4. Jahrhundert nachgewiesen werden konnte.

Im Jahr 1557 sowie abermals zum Ende des Dreißigjährigen Krieges und 1764 verlagerte sich das Flussbett des Rheins, so dass weite Teile Birtens entweder unterspült oder überflutet und schließlich aufgegeben wurden. Die Bewohner Birtens gründeten darauf neue Siedlungen unweit südwestlich im höher gelegenen Gelände am Fuße des Fürstenbergs.

Im Jahr 863 überfielen Normannen den Xantener Kirchenstift und plünderten dabei auch Birten, das sich zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Markt weiterentwickelt hatte. 880 überfielen abermals Normannen den Ort und brannten ihn vollständig nieder. Im Jahr 939 wurde Birten Schauplatz einer Schlacht, die in Verbindung mit der Schlacht von Andernach die Zugehörigkeit des Rheinlandes zum Reich Ottos des Ersten besiegelte.

Ende des 14. Jahrhunderts wurde nahe dem heutigen Birten der Rittersitz Winnenthal, heute eine der ältesten erhaltenen Wasserburgen des Niederrheins, errichtet. Heute dient es als Seniorenheim.

Nachdem Birten aufgrund der Verlagerung des Rheinbetts von 1557 bis 1764 bereits dreimal aufgegeben worden war, erhielt die nun vierte Siedlung 1788 erstmals einen „Schutz“ vor weiteren Fluten, als für den Rhein durch einen Kanal auf der Bislicher Insel ein neues Bett errichtet wurde. Die mittlerweile fünfte Kirche der Ortschaft wurde 1767 fertiggestellt, als Schutzpatron ersetzte St. Viktor den Heiligen St. Peter, dessen Namen die Birtener Kirchen zuvor getragen hatten. Bereits 1905, damals lebten in Birten circa 1.000 Einwohner, wurde jedoch eine neue Kirche eingeweiht, da der bisherige Kirchenbau nicht mehr genug Platz für alle Bewohner Birtens bot. Diese ebenfalls St. Viktor genannte Kirche wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges von den verteidigenden Fallschirmjägern der Wehrmacht vor Übergabe der Ortschaft an alliierte Truppen gebrandschatzt und der Kirchturm gesprengt, obwohl sie von Fliegerbomben bisher verschont geblieben war.

Um die Jahrhundertwende 1899/1900 war Birten nach seinen vielen Veränderungen in der wechselvollen Geschichte inzwischen nur noch eine stille ländliche Gemeinde, stark geprägt von einer christlichen Struktur. Im Jahre 1905 wurde unsere St.- Viktor-Pfarrkirche geweiht als herausragendes Gebäude von „Birten 5“.

Immerhin gilt es noch anzumerken, dass durch Birten einmal internationale Zugverbindungen führten. 1911 begann die große Zeit der „Boxteler Bahn“, eine Strecke, über die Schnellzugverbindungen von England nach Deutschland, Rußland und Österreich bis hin zum Mittelmeer liefen.

Das endgültige Aus dieser Strecke kam 1945 mit dem Ende 2. Weltkrieges und der dabei zerstörten Rheinbrücke in Wesel.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung wurde am 1. Juli 1969 die Gemeinde Birten, die bis dahin Teil des Amtes Alpen-Veen gewesen war, in die Stadt Xanten eingegliedert.